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Kompetenz und Selbstbewusstsein in der Altenpflege

In welchen Situationen fühlst du dich besonders kompetent und selbstbewusst?

Guten Morgen liebe Menschen!

Ab heute wähle ich in den Fragen die direkte Anrede. In den sozialen Medien gibt es kaum Resonanz auf diese Fragen, hingegen ich Resonanz über die Homepage erreiche. Na das freut mich doch. Denn meine Einladung, Aufforderung und manchmal auch mein Wachrütteln, wird erst wirklich hilfreich, wenn es Menschen aus dem Umfeld der Altenpflege gibt, die das lesen, die fragen, diskutieren und sich mit mir und anderen austauschen wollen. Vielleicht gibt es ja mal gemeinsame Projekte. Frag mich ruhig. Zurück zur heutigen Frage.

Ich möchte die Kompetenz vom Selbstbewusstsein trennen. Denn wenn ich so in mich hinein horche, gibt es Situationen oder Themenfelder, da fühle ich mich sehr kompetent, doch reicht je nach Situation mein Selbstbewusstsein nicht, um es vielleicht sogar streitbar zu verteidigen.

So ein Themenfeld ist zum Beispiel das Strukturmodell – ein Modell zur ganzheitlichen, entbürokratisierten Dokumentation der Pflege eines Menschen. Ich bin ausgebildete Multiplikatorin. Meine Ausbildung dazu habe ich noch direkt durch das Projektbüro machen dürfen, habe das System von der Pike auf gelernt und mich mit der Hauptinitiatorin Doris Beikirch persönlich über das ein oder andere auseinandergesetzt. Ich durfte etwa 14 Pflegedienste bei der Umstellung begleiten und coachen. Mein Pflegedienst, den ich zu dieser Zeit hatte, war einer der Ersten in Rheinland-Pfalz, die auf dieses Modell umstiegen. Ab da hatten alle meine Qualitätskontrollen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen nur noch ein Ergebnis: sehr gut. Ich war eher Partner der Kontrollgremien statt Opfer und es gab einen sehr wertvollen und äußerst kompetenten Austausch mit den Prüferteams über viele Jahre.

Und dann komme ich Jahre später als Pflegefachkraft an Arbeitsplätze, die sagen sie arbeiten mit dem Strukturmodell und ich sehe: Dokumentationswahnsinn. Selbst gestrickte, aus der eigenen Angst und Mangels ausgeprägten Selbstbewusstseins aufgeblähte Pflegedokumentation, die nichts mehr mit dem Strukturmodell zu tun hat. Und mich wundert sehr, dass Einrichtungsbetreiber die haftungsrechtliche Stolperfalle vielfach nicht erkennen: Wenn sie sich auf das Strukturmodell berufen, es aber in den Grundfesten verändern, dann stehen sie weder haftungsrechtlich noch qualitätstechnisch unter dem Schutzschirm des rechtlich geschützten Strukturmodells. Hier sollte es doch eigentlich eine ausgeprägte Sensibilität und Angst geben.

Na ja, der Punkt, auf den ich hinaus will: Dass ich als Fachkraft mit dieser außerordentlichen Kompetenz aufgehört habe, darauf hinzuweisen. Es wäre der Kampf des Goliath. Das ist richtig schade, denn ich ahne, wieviel meiner Kolleg*innen aufgehört haben ihre Kompetenz zu zeigen. Und dann bekomme ich Gänsehaut wieviel Potenzial die Altenpflege hat. Potenzial, das brach im Hinterstübchen liegt und sich nicht entfalten kann. Traurig.

Als Beraterin hingegen habe ich schon zahlreichen Einrichtungen mein Wissen zur Verfügung gestellt und dazu angeregt, die eigene Unsicherheit und das Opfererleben gegenüber Prüfinstanzen schrittweise zu reduzieren. Das geht aus meiner Sicht nur über den Aufbau einer guten Fachkompetenz. Dafür müssen manchen Führungskräfte an dieser Stelle noch unbedingt eine Schippe drauf legen. Denn die viel zitierte und herbeigesehnte Augenhöhe mit dem Medizinischen Dienst gelingt nur, wenn sich einer ein wenig senkt und der andere sich ein wenig erhebt. Das lohnt sich. So viel kann ich aus jahrelanger Erfahrung als verantwortliche Leitungskraft und Qualitätsmanagerin selbst so behaupten.

Dies ist ein Artikel aus der Serie „daily Denkzettel“. Ich selbst stelle mich hier der Herausforderung jeden Tag zu einer Frage oder Aufgabenstellung einen Text zu schreiben. Dafür nehme ich mir morgens nur 10 Minuten. Das dient dazu meinen Schreibstil zu entwickeln und meinen Perfektionisten in die Schranken zu weisen. Meine Intension ist es dabei auch hierüber mit dir und allen anderen Leser*innen in einen guten Austausch zu kommen.

Also kommentiere gern unter diesen Text deine ganz eigenen Gedanken zu der heutigen Überschrift. Zusammen können wir andere inspirieren ihren eigenen Alltag positiv zu reflektieren. Das hebt die Stimmung ungemein.

Wenn dir diese kleinen Texte gefallen, dann lies auch gern die „großen“ Blogbeiträge und erzähle mir, wie du sie findest. Wenn du nichts mehr verpassen willst und noch viel mehr Interessantes rund um das Thema erfahren willst, dann werde dankbarer Leser meines Pflege-Würde Journals. Keine Angst – das ist 100%ig kostenlos, beißt nicht und ist auch sonst freundlich zu dir. Du kannst ihn jederzeit wieder abbestellen.


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