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Warum feiern für Pflegeteams so wichtig ist

  1. Warum Pflegeteams ohne Vertrauen nicht funktionieren können
  2. Wie können Pflegeteams das mangelnde Vertrauen überwinden?
  3. Unser Team ist wie eine Familie – alles gut!
  4. Die Rolle der Führungskraft beim Vertrauensaufbau in Pflegeteams
  5. Fazit
  6. Den Artikel zum Hören

Heute feiern wir im Kollegenkreis eine Party. Eingeladen hat uns unser Arbeitgeber. Ich habe schon viel Erfahrungen mit Mitarbeiter Partys -ich weiß sie können legendär sein.

Oft sagen wir so flaps: „Wer viel arbeitet, sollte auch mal feiern.“ Meinem Teenager sage ich das übrigens anders: „Wer viel feiert, sollte auch mal arbeiten.“ (kleiner Scherz am Rande).

Doch für Pflegekräfte, die miteinander arbeiten sollen, hat feiern noch eine andere fundamental wichtige Aufgabe, ohne die ein Team niemals zielführend miteinander arbeiten könnte: Vertrauen.

Vertrauen ist der Anfang von allem.

Jack Welch

Sehr viele Pflegeteams sind eher kein Team. Ja ich weiß – das tut vor allen Dingen denen weh, die „so ein gutes Team sind, weil sie sich immer helfen und unterstützen. Wie in einer Familie.“. Alle anderen stimmen jetzt schon zu.

Warum Pflegeteams ohne Vertrauen nicht funktionieren können

Eine Teamarbeit ohne Vertrauen ist im Prinzip unmöglich. Solche Teams können weder Ziele erreichen, noch zusammenhalten, noch Belastungen trotzen oder gar Krisen wirklich und ohne Schaden meistern. Vertrauen ist die Grundlage von allen Teamfunktionen wie

  • Umgang mit Konflikten
  • Engagement
  • Verantwortung
  • Ergebnisse erzielen

Wenn ich von Vertrauen spreche, dann meine ich nicht diese verdallmeierte Definition von Friede, Freude, Eierkuchen. Ich möchte gern deinen Blick für die passende Definition an dieser Stelle schärfen.

Im allgemeinen definieren wir Vertrauen als zu erwartendes Ergebnis, wenn ich auf die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen zurückgreife. Ich kann erwarten, dass Silke einspringt. Das hat sie in der Vergangenheit schon immer so gemacht. Hm, na ja: ich sag mal so: Kann man machen, wird aber nix. Das macht weder psychologisch Sinn noch kann dieses Denken ein Kriterium für gute Teams sein. Diese Denken schafft nur Probleme und Stress. Denk mal drüber nach.

Wenn ich von Vertrauen in Teams spreche, dann meine ich eher so etwas wie Offenheit. Wie offen sind die Teammitglieder dafür über Fehler, Stärken und Schwächen zu kommunizieren, ohne dass es gegen den Einzelnen selbst wieder verwendet wird. Diese Offenheit bezieht sich auf die Kommunikation von Schwäche, fachlichen Mängeln, Fehlern, zwischenmenschliche Herausforderungen und Bitten um Unterstützung. Ich gebe zu, das mag für dich (noch) nicht ganz griffig klingen, schwammig und weich. Und doch behaupte ich ganz kühn: Wenn nicht die letzte Person in einem Pflegeteam aufhören kann sich Sorgen zu machen und sich ohne Schutzbehauptungen zu offenbaren, wird sie niemals ihre Potenzale entfalten. Ihre Arbeit ist bedeckt vom schützen wollen, sie ist nicht frei. Sie wird niemals ihre Energie auf eine qualitätsvolle, fachlich gute Pflege von Pflegebedürftigen ausrichten können. Sie wird immer damit beschäftigt sein sich zu schützen und strategisch zu operieren, damit ihr nichts passiert. Das ist meiner Beobachtung nach sehr weit verbreitet in der Pflege.

Und genau das passiert in Teams, in denen wenig und kein Vertrauen herrscht. Sie verwenden ihre ganze Energie darauf ihre Verhaltensweisen und Interaktionen im Team zu kontrollieren. Für gewöhnlich sind diese Teams nicht belastbar, die Lust auf Arbeit ist sehr gering, die Fluktuation dagegen ist hoch. Sie maulen rum und sind grundsätzlich dagegen.

In Pflegeteams ohne Vertrauen, beherrschen Lästerschwestern das Bild.

Annett Wagner

Pflegekräfte in Teams mit fehlendem Vertrauen…

  • hegen Groll untereinander
  • haben keine Lust auf Teambesprechungen
  • haben keine Lust auf gemeinsame Zeit – zum Beispiel feiern
  • verballern ihre Energie darauf ein Verhalten zu zeigen, was sich ausschließlich an der Wirkung orientiert
  • scheuen sich nach Unterstützung zu fragen
  • haben eher Angst ehrliches Feedback zu geben
  • verbergen ihre Schwächen und Fehler voreinander und
  • Lästerschwestern beherrschen das Bild

Gemeinsam feiern. Das wäre zumindest mal Bausteinchen. Machen wir uns nichts vor. Es ist nicht mit einem Workshop getan. Es erfordert viele neue Erfahrungen im Team, die günstiger sind, als das bisher erlebte. Mitunter benötigen einige Personen im Team auch eine Entwicklung ihrer persönlichen Haltung, bevor sie beginnen können den neuen Vertrauensraum im Team zu betreten. Es passiert eben nicht über Nacht.

Gezielt eingesetzte Werkzeuge können jedoch die Entstehung von Offenheit in Pflegeteams rasant steigern. Im Newsletter für November werde ich Werkzeuge vorstellen, die ein Vertrauensaufbau im Team gezielt fördern. Du kannst gern meinen Newsletter kostenlos abonnieren. Du kannst ihn auch jederzeit wieder abbestellen. Probiere es unverbindlich einfach so aus. Hier kannst du dich anmelden.

Unser Team ist wie eine Familie – alles gut!

Ich habe es tausendfach in Teamcoachings erlebt: Irgendwann komme ich an den Punkt, an dem ich laut denke und frage: „Was ist denn in eurem Team nur los?“ Sofort geht es los. „In unserem Team? – Nee. Nichts. Unser Team ist super!“ und schon springen andere Teammitglieder mit rein in diese wabernde, breiige, lauwarme Suppe des Teammottos „Wir sind wie eine Familie!“ Es folgen unzählige Beispiele wie toll es im Team ist, wie sehr man sich unterstützt und hilft. Oft passiert es dann, dass diese Familie in der Pause spontane, interessensabhängige Unterfamilien gründet und die anderen Aussagen bei einem Kaffee in der Luft zerpflückt. Ja – ich nehme krass viel auf, wenn ich mit Teams arbeite.

Na ja… es ist schlichtweg nicht hilfreich, wenn eine Familienmentalität vorherrscht. Warum nicht? Weil Teams eben de facto keine Familien sind. Auch nicht Pflegeteams. Wenn wir Familie denken, dann haben wir auch sofort alle Hemmnisse mit im Spiel. Das weiter verbreiteste ist: „Du bist meine Familie. Ich kann zwar kaum noch stehen und krieche auf Brustwarzen zum Dienst, aber du kannst ja auch nicht mehr. Schone dich lieber. Ich übernehme den Dienst.“ Es fehlt schlichtweg eine gewisse emotionale Distanz, um unverschleiert sich auch um sich selbst zu kümmern.

Neue Narrative hat dazu einen wundervollen Artikel verfasst. Hier kannst du ihn nachlesen.

Die Rolle der Führungskraft beim Vertrauensaufbau in Pflegeteams

Es gibt nicht viel, was eine Führungskraft tun muss, um den Vertrauensaufbau in Teams zu unterstützen. Es wiegt aber schwer.

Zunächst müsste sie ihre eigene Haltung reflektieren. Führungskräfte mit einer

  • Wenn du nicht das machst, was ich sage, dann…
  • Nie machst du das oder auch Immer machst du das
  • Aber du sagtest doch, dass und dann hast du gesagt…
  • Für mich ist wichtig….

Haltung müssen ihre Einstellung überprüfen und entwickeln. Denn das Beste, was Führungskräfte tun können, um den Vertrauensaufbau in einem Team zu fördern, ist Offenheit zu demonstrieren. Ich meine nicht die Pseudo-Offenheit, die so weitläufig in der Pflege praktiziert wird. Man erkennt sie daran, dass erst ein Latte von Ansagen, Dienstanweisungen und Bestimmungen an die Köpfe der Pflegekräfte gehauen wird, um einen Moment später dieselben aufzufordern, kreative Vorschläge im Umgang mit Sterbenden vorzutragen. Schweigen ist die Antwort des Teams. „Müssen wir nicht jetzt machen.“ oder „Ich mache mir auch nochmal Gedanken.“ drücken die Hilflosigkeit der Führung in dem Moment aus. Das ist nicht schlimm. Das ist menschlich. Und deswegen verdient das auch einen Raum, in dem so etwas passieren darf. Weil nur so Entwicklung zu etwas besserem gelingt.

Also Führungskräfte müssten es riskieren, dass auch ihre Fassade vor dem Team mal bröckelt. Das sehen viele als Risiko. Aber erst die bröckelnde Fassade lädt das Team ein, in den Führungskräften den Mensch zu erkennen und nicht die Maschine zu sehen.

Führungskräfte sollten sich eh dazu bekennen eben Menschen zu sein. Sie sind nicht perfekter oder souveräner wie andere. Sie haben die gleichen Ängste, Sorgen und Gefühle wie alle anderen auch. Wichtig ist, dass sie das nicht nur sagen. Sie müssen sich so auch verhalten. Das macht den Unterschied.

Fazit

Es ist also im Prinzip zunächst mal egal, welche Dysfunktionen ein Pflegeteam zeigt. Erst, wenn alle Mitglieder eines Teams in voller Offenheit kommunizieren können, hat es eine andere Ursache wie fehlendes Vertrauen. Erst dann. Also sind wir immer gut beraten, ein Blick auf die Offenheit in Teams zu werfen.

Wenn wir zusammen feiern, dann gibt uns das einen ungezwungenen Rahmen die Kollegen auch mal anders kennenzulernen und über das Level eines kurzen Austausches nach der Übergabe, in der Umkleide oder in der Pause hinauszugehen. Das Vertrauen wird auch gestärkt, wenn wir uns auch über Privates austauschen. In Ruhe. Bei einem Bierchen und zwischen zwei Tänzen. Viel Spaß dabei!

Den Artikel zum Hören

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