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Optimist vs. Pessimist in der Pflege

Welche Haltung es dir leichter macht mit den Belastungen in der Altenpflege umzugehen und wie du dahin kommst, erfährst du in diesem Blogartikel.

  1. Was heißt es ein Optimist oder Pessimist zu sein?
  2. Gene, Kultur oder Elternhaus – Wie Optimismus und Pessimismus entstehen
  3. Wie zeigt sich das im Pflegealltag?
  4. Kannst du optimistischer werden?
  5. Wie kann ich zum Optimisten werden?
  6. Ich lese dir den Beitrag vor

Was heißt es ein Optimist oder Pessimist zu sein?

Direkt vorne weg: Klaro haben wir alle eine Vorstellung davon, was ein Optimist und was einen Pessimisten ausmacht. Ich habe jedoch den Eindruck, dass wir diese beiden grundlegenden Lebenseinstellungen oftmals unterschätzen. Beide Haltungen sind wie ein Grundrauschen in deinem Leben und wirken sich direkt auf

  • deine Art zu leben,
  • Freude zu empfinden,
  • mit Stress umzugehen,
  • den Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten aus.

Ein Optimist ist eine Person, die tendenziell eine positive und hoffnungsvolle Sichtweise auf das Leben, die Zukunft oder bestimmte Situationen hat. Optimisten neigen dazu, gute Ergebnisse und positive Entwicklungen zu erwarten, selbst wenn die Umstände schwierig erscheinen. Sie haben oft eine optimistische Einstellung gegenüber Herausforderungen und glauben an ihre Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden. Optimisten sehen oft die Chancen und positiven Aspekte einer Situation und sind offen für neue Erfahrungen und Möglichkeiten. Sie neigen dazu, sich weniger von Ängsten und Sorgen überwältigen zu lassen und suchen aktiv nach Lösungen und positiven Ergebnissen. Optimismus basiert oft auf einer positiven Grundüberzeugung und einem Vertrauen in die eigene Fähigkeit, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.

Wenn wir Teil der Lösung des Pflegenotstandes werden wollen, kommen wir nicht um eine optimistische Haltung herum. Wir brauchen mehr Optimismus!

Annett Wagner

Gene, Kultur oder Elternhaus – Wie Optimismus und Pessimismus entstehen

Alles – wäre die einfachste Art und Weise auf diese Frage zu antworten. Es gibt ein paar Parameter, die wissenschaftlich untersucht wurden und deren Zusammenspiel die Haltung eines Optimisten oder die eines Pessimisten ist.

Mir ist wichtig auch klar zu machen: Wir sind nie NUR optimistisch oder NUR pessimistisch. Es ist immer nur ein Teil von uns, der die ein oder andere Haltung in verschiedenen Situationen zeigt. Oft überwiegt eben ein Teil. Das führt entweder zu Depression, Erschöpfung, Burnout. Oder im anderen Fall zur Verkennung der Wirklichkeit und Leichtsinnigkeit.

EinflussfaktorOptimistPessimist
Kindheitserfahrungenpositive Erfahrungen, stabiles Elternhaus, Verstärkung und Förderung eines positiven Selbstbildestraumatische und schwierige Erfahrungen im Alter von 0-12 Jahren; Vernachlässigung, Missbrauch, familiäre Probleme
Genetik und NeurobiologieMehrere Studien legen nahe, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen. Entgegen der weitverbreiteten Annahme spielt die Genetik keine ausschlaggebende Rolle. wie neben stehend
soziales Umfeld
Was hast du von deinen Eltern gelernt?
„Man muss im Leben schon kämpfen, wenn man vorwärts gehen will.“ „Man bekommt im Leben nichts geschenkt.“
„Das Leben ist hart und ungerecht.“
„Schenkt das Leben dir Zitronen? Mach Limonade draus!“
„Es gibt für alles eine Lösung.“
„Alles im Leben fließt.“ „Du musst die Wellen reiten, dann ertrinkst du nicht.“
kognitive Gewohnheiten„Wir haben sowieso nie Personal.“
„Katastrophe!“
„Das schaffe ich nie!“
„Wir können eh immer nur so viel machen, wie wir schaffen.“
„Ich sorge dafür, dass heute keine Hektik ausbricht.“
„Wenn ich das nicht schaffe, probiere ich es nochmal.“
Persönlichkeitsmerkmalemüde, antriebsarm, überspielt eigene Empfindungen, hoffnungslos
Befindet sich in einer Tretmühle, hat das Gefühl gelebt zu werden und keinen Einfluss zu haben.
Manchmal müde, weiß aber, dass er es ändern kann.
Freut sich auf die Zukunft.
Verfügt über eine mentale Stärke.
Bringt sich aktiv mit ein.
Ereignisse und Rückschläge„Stell dich nicht so an.“
„Das geht vorbei.“
„Das Leben ist nicht immer gerecht.“
„Es ist ok traurig (wütend, verärgert…) zu sein.“
„Es ist wichtig sich darum zu kümmern.“
„Es braucht, was es braucht.“

Beide Lebenseinstellungen entstehen auf ähnliche Weisen und sind oft das Ergebnis einer Kombination von Faktoren. Hier sind einige der Hauptursachen und Einflüsse, die bei der Entstehung der Lebenseinstellungen relevant sind.

Es ist wichtig zu beachten, dass Pessimismus nicht in Stein gemeißelt ist und dass Menschen die Fähigkeit haben, ihre Denkmuster und Einstellungen im Laufe der Zeit zu ändern, wenn sie dies wünschen und aktiv daran arbeiten. Professionelle Hilfe kann auch hilfreich sein, um pessimistische Denkmuster zu bewältigen und eine positivere Einstellung zu entwickeln.

Wie zeigt sich das im Pflegealltag?

Aussagen pessimistischer Kollegen:

  • Katharina hat sich schon wieder krank gemeldet. Ich glaube dieses mal dauert es sehr lange bis sie wieder kommt. Oh Gott! Wie sollen wir das denn alle schaffen?!
  • Es gibt eine neue Anordnung der Pflegedienstleitung: Wir müssen zur Inkoversorgung mehr Vorlagen statt geschlossene Systeme benutzen. Die haben doch keine Ahnung. Jetzt werden wir ständig nur Betten beziehen. Das geht uns wieder an der Zeit mit den Bewohnern verloren!
  • Schon gehört? Im Bundestag wird heute eine neues Gesetz zur Reform der Pflege diskutiert? Aber wen juckt das schon. Es wird sowieso immer alles nur schlimmer statt besser.
  • Frau Berger mehr in den Rollstuhl mobilisieren? Da haben wir doch eh nie Zeit dafür!

Aussagen optimistischer Kollegen:

  • Katharina hat sich krank gemeldet. Wir werden die Kuh schon irgendwie vom Eis kriegen. Ja dafür müssen wir Dienste zusätzlich abdecken, aber wenn jeder gut auf sich achtet, bekommen wir das hin, ohne uns krankhaft zu verausgaben.
  • Es gibt eine neue Anordnung der Pflegedienstleitung: Wir müssen mehr Vorlagen statt geschlossene Systeme benutzen. Am besten wir kommunizieren engmaschig, um die beste Versorgung für den Bewohner zu finden.
  • Schon gehört? Im Bundestag wird heute ein neues Gesetz zur Reform der Pflege diskutiert. Ich weiß noch gar nicht, was sie diese mal planen. Da muss ich erstmal nachlesen.
  • Frau Berger in den Rollstuhl mobilisieren? Gute Idee – für sie wäre das sehr wichtig. Wir werden das täglich im Laufe des Dienstes ansprechen, ob wir uns heute die Zeit nehmen können.

Vielleicht bemerkst du, dass wir mit einer pessimistischen Haltung sehr oft die Tür bereits verschließen, bevor neuer Wind uns erreicht hat. Damit verbauen wir uns selbst den Weg zu etwas besserem.

Ein schönes Beispiel hierfür ist die Einführung des Strukturmodells. Als ausgebildete Multiplikatorin begleitete ich viele Einrichtungen bei der Umstellung des Dokumemntationssystems. Ich bin ein Hardliner im Verschlanken der Dokumentation. So habe ich es in meinem Unternehmen erfolgreich umgesetzt und so habe ich auch andere Einrichtungen ermutigt und gecoacht. Leider beinhaltet die Einführung kein psychologisches Coaching, in dem Blockaden gelöst werden. Wir stülpen ein vermeintlich neues Denken also von außen auf die Pflegedienstleitungen oder Leitungen allgemein. Soll bedeuten: Sie sollen etwas völlig Neues umsetzen mit einer alten Denkweise. Das klappt nicht. Nie – um genau zu sein.

Und so zeigt sich das auch in der Praxis nach einigen Jahren. Die Begeisterung ist gewichen.

  • Pflegekräfte haken völlig überflüssige, sinnlose Maßnahmen ab.
  • Es wird nie evaluiert.
  • Im Pflegebericht gibt es eine Fülle von Einträgen zu veränderter Medikation, aber nicht zu den Maßnahmen.
  • Die SiS wird ständig ergänzt, neu geschrieben. Und das ohne Einhaltung der maximalen Zeichenmenge.
  • Die Kollegen spüren keine Veränderung mehr, weil sie sooooo viel schreiben müssen.

Wenn ich so etwas vorfinde oder mir erzählt wird, dann erinnere ich mich auch an all die Pessimisten in meinen Schulungen: Wieso soll das besser werden mit der Schreiberei? Der MDK macht sowieso was sie wollen – die interessiert das nicht mit dem weniger dokumentieren. Unsere Geschäftsführung geht da sowieso kein Risiko ein. Je nach Tagesverfassung überkommt mich eine Wut über all diese scheinbar haltungslosen Leistungskräfte oder aber ich möchte alle mal in den Arm nehmen, ihnen das Vertrauen schicken, dass es immer besser werden kann, wenn du es willst. Das Bessere beginnt mit dir.

„Das Bessere beginnt immer mit dir! Beginne neu zu denken. Dann verändert sich die Welt.“

Annett Wagner

Kannst du optimistischer werden?

Ja. Kannst du. Jeder kann das. Du bist ja kein Opfer deiner Kindheit, deiner Umstände, deines Denkens. Du kannst alles immer ändern. Und das verdankst du einer genialen Fähigkeit deines Hirns: der Neuroplastizität.

Stell dir dein Gehirn als Schwamm vor. Wenn du etwas Neues lernst, wie zum Beispiel Fahrrad fahren oder eine neue Sprache sprechen, dann passiert in deinem Gehirn etwas Besonderes. Es bilden sich neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen in deinem Gehirn. Diese Verbindungen sind wie kleine Brücken, über die Informationen von einer Nervenzelle zur anderen fließen können.

Wenn du weiterhin übst und Dinge wiederholst, werden diese Verbindungen stärker und fester. Das bedeutet, dass du besser wirst in dem, was du lernst. Das ist die Neuroplastizität in Aktion.

Aber das Beste daran ist, dass diese Veränderungen im Gehirn dein ganzes Leben lang passieren können. Auch wenn du älter wirst, kann dein Gehirn immer noch neue Dinge lernen und sich anpassen. Das ist, als ob der Schwamm deines Gehirns nie aufhört zu wachsen und sich zu verbessern.

Die Neuroplastizität erklärt auch, warum Menschen sich von Verletzungen oder Schlaganfällen erholen können. Selbst wenn ein Teil des Gehirns beschädigt ist, können andere Teile lernen, die verlorenen Funktionen zu übernehmen.

Kurz gesagt, die Neuroplastizität ist wie die Superkraft deines Gehirns, die es dir ermöglicht, ständig zu lernen, dich anzupassen und zu wachsen, egal wie alt du bist.

Wie kann ich zum Optimisten werden?

Ja gut sagst du. Das hast du verstanden. Das gilt wenn man zum Beispiel eine neue Sprache lernt. Aber für neues Denken? Ja das gleiche gilt für neue Gedanken in dir. Wenn du etwas verändern willst, verrate ich dir hier eine wirksame Dinge, die du tun kannst:

  • Selbstreflexion: Achte bewusst darauf wie du auf Herausforderungen reagierst. Kannst du ein Muster erkennen?
  • Positive Selbstgespräche: Anstatt dich selbst ständig zu kritisieren, solltest du anfangen, dich selbst zu ermutigen und Positives über dich selbst zu denken.
  • Umgang mit Rückschlägen: Anstatt Rückschläge als persönliches Versagen zu betrachten, solltest du sie als Gelegenheiten zur Verbesserung sehen.
  • Dankbarkeit üben: Das Zählen unserer Segnungen und die Erinnerung daran, wie viel Gutes es in deinem Leben gibt, kann dich positiver stimmen.
  • Umgebung: Wenn möglich, sollten halte dich von negativen Einflüssen fern und verbringe stattdessen Zeit mit positiven Menschen.

In der endlosen Debatte zwischen Optimisten und Pessimisten liegt die Wahrheit wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Wenn wir die Fähigkeit entwickeln, die Welt sowohl mit den Augen eines Optimisten als auch eines Pessimisten zu sehen, können wir ein ausgewogeneres und erfüllteres Leben führen. Schließlich können wir alle etwas von der strahlenden Sonne des Optimismus und dem nüchternen Realismus des Pessimismus lernen. Es liegt an uns, wie wir diese beiden Welten miteinander verbinden und die Pflege so zu einem besseren Ort zu machen.

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