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ERSCHÖPFUNG UND BURNOUT IN DER ALTENPFLEGE

Burnout- zu oft unterschätzt. Doch so oft überschätzt. Wir unterschätzen ein drohendes Burnout, wenn wir uns selbst nicht ernst nehmen. Wir winken ab: „Ich ein Burnout? Ach, ich habe so viel geschafft, das hier schaffe ich auch.“ Doch das ist ja schon eines der Ursachen und damit für Betroffene überhaupt nicht erkennbar. Doch Burnout wird auch überschätzt: „Bist du müde, he? Du musst aufpassen – das ist ein Burnout!“. Doch nicht jede Müdigkeit schafft gleich diese Diagnose. 

Mir kommt es oft so vor, als bestimmen andere was Burnout ist und was nur Müdigkeit. Doch die Wahrheit ist: Die Grenze liegt nur im Betroffenen. Und überhaupt wem hilft die Diagnose, die sich auch im Grenzbereich zu Depressionen befindet. Ich bin ein leuchtendes Beispiel: In meiner Krise 2018 hatte ich viele verschiedene Diagnosen: Erschöpfungssyndrom, depressive Krise, Anpassungsstörungen, Depressive Episode, Depressionen, Burnout. Es kam immer auf den Fachmenschen an und wie dieser meine Erzählungen eingeordnet hat. Und natürlich kam es auch auf mich an: An besonders üblen Tagen, waren eben auch meine Schilderungen besonders schwer. 

Meine Diagnosen machten keinen Unterschied für eine Therapie und meine Heilung. Die Ursachen blieben gleich. Und by the way: Immer wenn unsere Psyche aus dem Gleichgewicht gefallen ist, geraten wir „unter Druck“ – Depression. 

Doch für mein Thema ist es unumgänglich, dass wir uns mal das Thema Erschöpfung und Burnout anschauen. Denn das häufigste, was mir begegnet sind Tränen. „Ich kann einfach nicht mehr.“ „Ich bin doch eigentlich selber krank.“ „Ich weiß nicht mehr wie ich das alles schaffen soll.“ „ich bin so fertig – ich finde keine Worte mehr dafür.“ Und viele Schattierungen mehr. In diesem Artikel gehe ich auf Warnzeichen, mögliche Lösungsansätze und Maßnahmen ein. Darüber hinaus schildere ich einige Strategien einen Burnout vorzubeugen. 

DIE URSACHEN FÜR DEINE ERSCHÖPFUNG


Die Ursachen von einem Burnout sind im wesentlichen eine Kombination von:

1. äußeren Belastungen
2. deine Persönlichkeit – eigene, unbewusste, aber ungünstige Verhaltensmuster
3. Zeit = Dauer, zeitliche Unbegrenzheit

ÄUSSERE BELASTUNGE

Zu den äußeren Belastungen zählen – ha ha wen überrascht das noch – 

  • Mangelnde Anerkennung: Die Arbeit in der Altenpflege wird oft nicht ausreichend wertgeschätzt. Die Pflegekräfte können sich häufig mit dem Gefühl der Unterbewertung und des Mangels an Anerkennung konfrontiert sehen. Dies kann zu Frustration und Demotivation führen, was wiederum Burnout begünstigt. 
  • Hohe Arbeitsbelastung: Die Altenpflege ist geprägt von einer hohen Arbeitsintensität. Der Mangel an Fachkräften führt oft zu einer erhöhten Arbeitsbelastung und einem hohen Maß an Verantwortung für die Pflegekräfte. Der ständige Zeitdruck und die Überlastung können zu Erschöpfung und Überforderung führen. 

DEINE PERSÖNLICHKEIT

Keine Angst: Hier wird keiner in Schubladen gesteckt. Du bist wertvoll und richtig genauso wie du bist. Jeder von uns ist das. Es geht um die Anteile, die dich unbewusst belasten. So fiese Ansichten, die dich von hinten durch die kalte Küche steuern und lenken – ohne dass dir klar ist, dass du eine Wahl hast.

Wir glauben oft, dass wir so sind wie wir sind. Das ist eben unser Charakter. Angeboren. Unverrückbar müssen wir eben damit leben. Das stimmt so nicht. Oft erlebe ich in meiner Praxis diese Ansicht sogar als „mindfuck“, ein eiskaltes Händchen, dass dich unvermittelt an die Schulter packt und sagt: „Na na – Das riecht mir zu sehr nach Veränderung, wenn du beginnst anders zu denken. Iiihh- das will doch keiner! Ich kenne mich nicht aus, wenn du dich veränderst. Also lass es bleiben. Das wird sonst so unbequem und aufregend. Den Stress willst du doch gar nicht.  Also hör gut zu, was ich dir jetzt sage: Du bist so wie du bist. Du bist als Mensch so geboren. So ist eben dein Charakter. Das macht dich kaputt? Och komm schon, komm klar damit – so bist du eben!“. Ein mindfuck wie er im Buche steht. Und er kann alles verhindern, wenn du es zulässt.

Die Tatsache ist, dass gar nicht so viel angeboren ist, wie wir glauben. Wir alle beginnen das irdische Leben gleich. Mit erblichen Anlagen, die entscheiden, ob du groß oder klein wirst, braune oder blaue Augen bekommst. Unsere Psyche wird jedoch beeinflusst. Von vorgeburtlichen Erlebnissen, dem Befinden deiner Mutter in der Schwangerschaft, der Geburt selber. So kommen wir auf die Welt und werden bedingungslos geliebt. Wir brauchen nichts weiter zu tun als da zu liegen. Jeder, der zu uns hinab schaut, wird verrückt vor Entzücken. Wir kommen uns vor wie im Paradies. Doch das bekommt Kratzer. Eine vom Schreien genervte Mutter, die verstimmt auf uns schaut uns sowas sagt wie: Sei doch einmal still!

Wir beginnen zu realisieren, dass wir etwas tun müssen, wenn wir weiter im Paradies bleiben wollen. Und ab da suchen wir unbewusst ständig nach Antworten auf die Frage: „Was muss ich tun, damit ich geliebt werde?“. Ob das, was uns die Bezugspersonen entgegen bringen, die Liebe ist, die wir uns erhofften oder ob wir das sogar gegenteilig bewerten, beschließt ausnahmslos das Kind selbst. Unbewusst. Hinzu kommt noch eine Lebenswürze über die Weltanschauung der Eltern, die ich als Kind verinnerliche. Weil meine Eltern Gurus sind, die einzigen, die wissen wie das hier alles geht. Das sind so Dinge wie: „Im Leben muss man kämpfen, wenn man was erreichen will.“ Oder „Ohne Fleiß kein Preis.“ und zahlreiche andere Sprüche auch.

Als Kind kommen wir so immer wieder zu Lösungen für unser Gefühl geliebt und anerkannt zu werden. Bis etwa zum 11. Lebensjahr formen und feilen wir an dieser Lösung. Wir üben sie bis dieses Verhalten zu uns gehört. Scheinbar untrennbar.  Dieses Verhalten – also unsere kindliche Lösung –  ist so ins Unterbewusstsein abgerutscht, dass wir es nicht bemerken und prüfen können. Wir nehmen es einfach mit in unsere erwachsenes Leben. Und wenden also die kindliche Lösung in einem scheinbar erwachsenen Leben an. Das passt doch aber gar nicht mehr. Es zeigt sich als Blockade „So bin ich eben.“ oder „Egal, was ich tue – ich bin immer unpünktlich.“ oder „ich kann einfach nicht nein sagen.“ und auch in Erschöpfung, Müdigkeit, Leere.  Dein Verhalten ist also die Lösung für dich. 

Diese Herleitung ist im wesentlichen geprägt von der Transaktionsanalyse. Dort sprechen wir von s.g. „Lebensskripten“. Durch meine Ausbildung bei Roland Kopp Wichmann spreche ich stets von „Lebensthemen“. Die dort erlernte Methode wende ich in meinen Begleitungen immer wieder an.  

Darüber hinaus  sind wir einer enormen emotionalen Belastung ausgesetzt: Wir haben oft mit schwierigen und belastenden Situationen zu tun. Der Umgang mit dem Leiden und dem Tod von Patienten, die Konfrontation mit Demenz oder psychischen Erkrankungen können zu einer starken emotionalen Belastung führen. Wir haben selten gelernt wie wir mit all diesen belastenden Emotionen umgehen können, ohne, dass sie uns innerlich auffressen. Das trägt unweigerlich zu einer Erschöpfung bei. 

DIE ZEIT

Der Faktor Zeit entscheidet oft darüber, ob deine Erschöpfung eher krankhaft wird. 

Beispiele:
Du sollst innerhalb der nächsten 14 Tage die Pflegedokumentationen überarbeiten. Als du fertig bist, sagt deine Pflegedienstleitung nur „Alles klar.!“ Du bist enttäuscht und findest, dass sie dir nicht genug Anerkennung gegeben hat, schließlich hast du das alles zu Hause in deiner Freizeit erledigt. In der Regel kehrst du in den Alltag zurück und wirst das irgendwann fast vergessen. 

Wenn du aber zur Dokumentationsbeauftragten mutierst und es in deine Verantwortung fällt, dass die Dokus alle tippi toppi sind und du über die ganze Zeit am Ball bleibst, immer noch ne Schippe drauf legst und dein PDL sagt nicht  einmal Danke. Dann kann dich das über die Zeit so sehr belasten (zusammen mit anderen Dingen), dass du in eine chronische Erschöpfung rutscht. 

DIE ANZEICHEN EINES DROHENDEN BURNOUTS

Die Erschöpfung kommt nicht über Nacht. Das Burnout auch nicht. Es schleicht sich heimlich still und leise in dein Leben. Es ist wie ein blinder Fleck: Du bist müde, erschöpft. Du musst einfach mal nur mehr schlafen, weniger arbeiten mal wieder Urlaub machen. Und ein bisschen wunderst du dich schon, wenn das dann doch nicht hilft. Du wertest es als: Da kannst du mal sehen wie erschöpft du wirklich bist. Und machst einfach noch mehr Schlaf. Und es hilft nicht. Oder du kannst gar nicht mehr schlafen. 

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Anzeichen bei jedem Kollegen auftreten müssen und dass die Ausprägung variieren kann. Hier sind einige häufige Anzeichen:

  1. Chronische Müdigkeit und Erschöpfung: „Ich weiß nicht, was ich noch machen soll? Ich bin ständig müde.“
  2. Verminderte Leistungsfähigkeit: „Ich weiß nicht, warum ich mit der Pflege meiner Gruppe nicht bis Mittag durch bin. Ich beeile mich schon so doll.“
  3. Emotionale Erschöpfung: „Frau Müller fällt mir auf die Nerven. Ständig klingelt die für nix und wieder nichts. Der habe ich jetzt mal für fünf Groschen bescheid gesagt!“
  4. Veränderungen im Verhalten: zum Beispiel Rückzug von sozialen Aktivitäten, Isolation, Reizbarkeit, Aggressivität oder Stimmungsschwankungen.
  5. Schlafstörungen: Schlafprobleme sind häufig bei erschöpften Pflegekräften. Schwierigkeiten beim Einschlafen, häufiges Erwachen während der Nacht oder das Gefühl, nicht ausreichend erholt aufzuwachen, können Anzeichen sein.
  6. Körperliche Beschwerden: beispielsweise Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Magen-Darm-Beschwerden oder erhöhten Blutdruck.
  7. Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme: Erschöpfte Altenpfleger können Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren, Informationen zu behalten oder Entscheidungen zu treffen.


Alle genannten Anzeichen sind nicht ausschließlich spezifisch für eine chronische Erschöpfung oder ein Burnout. Sie können auch andere Gründe haben.

Um eine erste Einschätzung zu bekommen, wo du stehst mit deiner Erschöpfung bekommst du hier einen kostenlosen Test. Dieser ist sehr einfach und gibt dir einen ersten Aufschluss. Du kannst ihn dir ausdrucken, kopieren, weiterreichen. 

9 + 1 LÖSUNGSWEGE AUS DER ERSCHÖPFUNGSFALLE

  1. Teile dir deine Kraft ein. Du bist weder Herkules („Ich brauche keinen Lifter!“) noch Mutter Teresa („Da arbeite ich eben 15 Tage durch!“). Jeder hat seine individuelle Energiereserve. Finde raus wie das bei dir ist und teile dir es gut ein. 
  2. Hol dir öfter kleine Pausen – nur wenige Minuten. Atme tief durch. Geh nicht rauchen.
  3. Wechsle in der Pause mindestens den Raum oder verlasse deinen Arbeitsplatz. Wenn das nicht geht, sorge wenigstens dafür, dass das Thema Arbeit tabu ist. Weder doofe Dienstpläne noch herausfordernde Bewohner oder Patienten sollten die Macht haben, dir deine Pause zu versauen. 
  4. Verhindere Übermüdung. Geh frühzeitig schlafen. Ziehe dir in der letzten Stunde vor dem zu Bett gehen kein social media, keine Nachrichten, keine Spiele mehr rein. 
  5. Alkohol, Beruhigungs-, Aufputsch- und andere Suchtmittel entspannen dich nicht. Sie helfen dir nicht den Stress abzubauen. Vermeide Situationen, in denen du gewohnheitsmäßig darauf zurück greifst. Sucht ist Sucht und es kann sehr herausfordernd sein, sich davon wieder zu befreien. 
  6. In deinem Privatbereich haben berufliche Belange nichts zu suchen. Hör auf mit Kollegen nach der Arbeit noch stundenlang zu telefonieren. Das treibt die Stressspirale ins unermessliche. Dienstliche Fragestellungen, Dienstpläne und Krankmeldungen haben in deiner freien Zeit keinen Platz. Nutze die Zeit für Familie, Hobbys, Freunde. 
  7. Beteilige dich nicht an Hetzte, Mobbing, Lästerei. Sorge mit deiner Anwesenheit für ein menschliches Miteinander und Wertschätzung. 
  8. Nutze Gesprächsangebote deines Arbeitsgebers: In aller Regel sind Teamgespräche ein Platz, an dem du über die Herausforderungen sprechen kannst. 
  9. Vermeide Multitasking: Hör auf an die Illusion des Multitaskings zu glauben. Du kannst immer nur EIN Schaf scheren. So vermeidest du Überforderung und Fehler. 


All diese Hinweise und Tipps haben sich wirklich bewährt. Und doch werden sie dich an den Rand des Machbaren bringen. Vielleicht sogar eine verärgerte Reaktion hervor rufen. Denn sie berühren Themen, mit dem die meisten Burnout Gefährdeten Probleme haben: 

Abgrenzung: Du müsstest lernen, dass es Grenzen gibt in deinem Leben. Grenzen der Belastbarkeit, zeitliche Grenzen, Grenzen, was zu deinen Aufgaben gehört und was nicht. Du müsstest lernen sie zu erkennen, akzeptieren und auch zu kommunizieren. 

Selbstliebe: Du müsstest lernen auch dich wichtig  und ernst zu nehmen. Es gilt zunächst dir selber so viel Achtung, Würde und Wertschätzung entgegenzubringen, dass du das alles von keinem mehr zu erwarten brauchst. 


Diese Themen stammen aus alten Beziehungserfahrungen in deinen Kinderjahren. Es war die beste Strategie, die du anwenden konntest und sie hat dir bisher geholfen dein Leben zu meistern.  Doch jetzt wird es schmerzhaft mit Krankheitspotenzial. Jetzt gilt es altes zu würdigen und es anders zu machen.  Für den Fall, dass du etwas langfristig ändern willst.

Es gibt Hilfe auch in scheinbar ausweglosen Situationen. „Ich weiß nicht mehr weiter!“, „Ich kann nicht mehr!“. Wenn deine Gedanken sich so oder so ähnlich in Dauerschleife drehen, versuche unbedingt mit jemanden darüber zu sprechen – egal, ob Familie, Freunde oder Menschen, die sich darauf spezialisiert haben.

Schnelle Hilfe gibt es hier:

Telefonseelsorge: 0800-1110111
Nummer gegen Kummer: 116111

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Schreibe mir auch, wenn du eine Frage hast, etwas los werden willst, eine Rückmeldung geben willst oder professionelle Unterstützung suchst, um aus deiner Erschöpfung auszusteigen. Wir können uns bei Machbarkeit live und in Farbe treffen oder auch in einem geschützten Zoom Raum per Videokonferenz. Meine Beratung kostet dich nichts – denn wir haben eine Mission: Die Pflege zu einem besseren Ort zu machen.

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